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REEgain Recycling seltener Erden aus Elektronikabfall und Abwässern

© Martin Huleja
EU-Programm Interreg schafft Basis für niederösterreichisch-tschechische Technologieentwicklung

Ein grenzüberschreitendes Forschungsprojekt der IMC FH Krems und des Centrum ALGATECH der Tschechischen Akademie der Wissenschaften hat sich zum Ziel gesetzt, Seltene Erden ganz ohne Umweltschäden mit Hilfe von Bakterien und Algen aus Elektronikschrott zu recyclen. Von der neuen Technologie sollen regionale Unternehmen profitieren.

Ermöglicht wird das Pionier-Projekt durch eine Förderung der EU im Rahmen des Programms „Interreg V-A Österreich – Tschechische Republik“ aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE).

Innovative Bio-Technologie dank grenzüberschreitender Forschungskooperation

Angesichts fortschreitender Umweltschäden und des Klimawandels sind umweltfreundliche, CO2-neutrale Technologien in der Industrie gefragter denn je. Seltene Erden ohne umweltbedenkliche Abfälle zu recyceln war das Forschungsziel des Projektes REEgain, das grenzübergreifend von österreichischen und tschechischen Wissenschaftlern umgesetzt wurde.

 

Die Projektidee wurde federführend von Prof. (FH) Milada Vítová, Institut für Mikrobiologie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Centrum ALGATECH, und Prof. (FH) DI Dominik Schild vom Institut für Biotechnologie der IMC FH Krems entwickelt.

Durch die Entwicklung neuer Technologien steigt der Bedarf an Seltenen Erden kontinuierlich an. Derzeit hat China ein Monopol auf den Abbau – hier wird allerdings keinerlei Wert auf eine umweltfreundliche Vorgehensweise gelegt,“ so Schild. Studien der IMC FH Krems und der Tschechischen Akademie der Wissenschaften haben gezeigt, dass Mikroorganismen wie Bakterien und Algen Seltene Erden aus Elektronikschrott aufnehmen können. „Mit dem, was bei unserer Methode nach Gewinnung der Seltenen Erden übrigbleibt, könnte jeder ohne Bedenken seinen Garten düngen“, bringt es Schild auf den Punkt.

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Mehr Informationen

Projektfacts

Was war die Projektlaufzeit?

01.07.2018 – 30.06.2022

Wieviel Budget hatte das Projekt zur Verfügung?

1.196.000 Euro

Wer war der Lead Partner?

IMC Fachhochschule Krems GmbH, Department Life Scienes – Institut für medizinische und pharmazeutische Biotechnologie

Welche Projektpartner waren involviert?

  • Mikrobiologický ústav AVČR, Centrum ALGATECH
  • Universität für Weiterbildung Krems (Donau Universität Krems), Zentrum für Biomedizinische Technologie
  • Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Department for General Health Studies, Institut for Water & Health

Internationale Partnerschaft Österreich und Tschechische Republik

Zum Erfolg des Projektes trugen neben den beiden Initiatoren zwei weitere Partner aus Krems maßgeblich bei: die Universität für Weiterbildung Krems und die Karl Landsteiner Privatuniversität. Während die IMC FH Krems und das Centrum ALGATECH dafür sorgten, dass Bakterien bzw. Algen die Seltenen Erden aus dem Elektronikschrott aufnehmen, ist die Universität für Weiterbildung Krems Expertin dafür, die Seltenen Erden wieder aus der Bakterien- und Algenmasse zu lösen. Dies ist nötig, um die einzelnen Seltenen Erden wieder als Rohstoffe nutzbar zu machen. Welche und wie viele Seltene Erden gewonnen werden konnten, untersucht die Karl Landsteiner Privatuniversität.

Regionale Industrie profitiert

Um sicherzustellen, dass die regionale Wirtschaft von den wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Praxis profitiert, waren lokale Unternehmen aus dem Feld Abfallwirtschaft und Recycling in das Projekt eingebunden. Sie lieferten nicht nur den Elektronikschrott, sondern bestimmten auch die Formulierung der Forschungsfragen mit. „Durch die Entwicklung einer anwendbaren Recycling-Technologie profitiert die Region unmittelbar von der Verfügbarkeit eines wertvollen Rohstoffs. Darüber hinaus entstehen neue hochqualifizierte Arbeitsplätze im Bereich der Biotechnologie“, so Schild.

Vorbild für Europa

Das Recycling von Seltenen Erden ist nicht nur im österreichisch-tschechischen Grenzgebiet, sondern in ganz Europa ein wichtiges Thema. Die Versorgungssituation wurde als kritisch eingestuft, wobei die Abhängigkeit von Lieferanten außerhalb der EU und die wenig umweltverträglichen und nachhaltigen Abbaumethoden sicherlich eine wesentliche Rolle spielen. Aus diesem Grund wurde dem Projekt REEgain während seiner vierjährigen Laufzeit viel Aufmerksamkeit geschenkt.

Ausgezeichnet &

Internationaler Auftritt

Im Jahr 2022 gewann REEgain den Sustainability Award in der Kategorie Forschung. Dieser Preis wird alle zwei Jahre vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie ausgeschrieben.

 

Auf Grund seiner Pinoierarbeit wurde das Projekt von der österreichischen Kommission für die Expo 2020 in Dubai ausgewählt. In der Kategorie Forschung durfte REEgain als eines von sechs Projekten innovative Technologien aus Österreich vertreten.

 

Finanzierung durch EU-Programm „Interreg Österreich – Tschechische Republik“

REEgain startete im Sommer 2018 und wird bis Sommer 2022 im Rahmen des Programms „Interreg Österreich – Tschechische Republik“ durch den „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) mit einer Summe von über einer Million Euro unterstützt. „Ohne die finanzielle Unterstützung durch das Interreg-Programm der EU wäre die Arbeit an diesem Projekt nicht möglich“, betont Schild.

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© Martin Huleja